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Man nehme einen Traum
egal welchen / denen
die endgültig wach geworden sind empfehlen
wir jenen
den sie gerade ausgeträumt haben / man wähle
daraus eine Person / einen
der klein beigibt
oder einen der die Front kennt / auf jeden Fall einen
der keinen blassen Schimmer hat
dass es um ihn geht / in seinem Namen
und für seine Taten
knöpfe man sich dann den ganzen Traum vor
verspotte ihn
verhöre ihn
verhackstücke ihn
vermische ihn sorgfältig mit dem eigenen Ungenügen
verziere ihn mit etwas Bedauern
schürze ein wenig Verzweiflung vor
serviere dann je nach Belieben oder Können entsprechend
den Umständen
in Hausschuhen oder Stiefeln
wenn sich die beabsichtigte Wirkung einstellt wiederhole
man das Ganze
wenn nicht lasse man etwas Zeit
vergehen
alle werden glauben
du inbegriffen
das ist es
war es
wird es sein
die Taten nämlich wurden lange schon verschlungen
wie die Rechte eines Autors
Januar 2002, Ludwigsburg
Aus dem Rumänischen von Edith Konradt
Das Spiel wird jeden
Tag interessanter
gestern hab ich mir
aus der Gummitapete des Gästezimmers ein Hemd zugeschnitten
durch die Wunde an
der einen Wand schau ich in den Bauch der Nacht
meinem Blick bietet
sich ein Steintisch dar
auf dem der
schwangere Tod den Befund des Arztes erwartet
das wird ein
Prachtkerl scheint der zu sagen
während er auf den
stumpfen Gegenstand achtet mit dem das Ungeborene ihm
ans runzlige Ohr des
Stethoskops zu schlagen
versucht
März 2001, Ludwigsburg
TIMISOARA,
TIMISOARA
einhundertfünfzig
Mark (DM, klar, was sonst?) und keinen Pfennig drüber
denn
er ist alt und defekt und wer weiß was das Reparieren kostet (Fahrt nach Budapest inklusive) ich hoffe
du
siehst ein, das ich ihn nur kaufe um dir aus ärgster Not zu helfen und weil ich das Risiko liebe - komm
schlag
ein – diese Geschichte, in der ein professioneller Fotoreporter
von einem Gelegenheitshändler einen professionellen Fotoapparat in tadellosem Zustand für weniger als 3 Komma 5
Prozent
seines
Wertes ersteht habe ich selbst mitangesehen durch das schlecht gestopfte Loch in der Flagge Rumäniens
nach’
89 – ich finde es traurig dass sie sich just in Rumänien zutrug und
ausgerechnet
in Timisoara wo sie sich doch überall sonst hätte abspielen können
der
Zufall der liebe gute gottverdammte wollte es auch dass Timisoara
zum
Schauplatz eines anderen Gesprächs wurde zwischen geneppten Romani
und Rumänen
Die ausgezogen waren ihre Ruhe sonst wo zu finden, und Ungarn und Serben und Kroaten und Tschechen und
Deutschen und Juden
allesamt sehr wohl wissend wie gefährlich es war Geld aus dem Tasche dem Portemonnaie oder gar aus dem Land
herauszuholen
ganz
zu schweigen vom legalen Besitz harter Währung
die
das wachsame Auge des Grenzers sicher längst entdeckt hat
im
Reserverad des klapprigen Reisebusses in den verängstigten
Augen
des Fahrers der zerstreuten Miene des Reiseführers
der
es eilig hat seinen Bericht an den Zollamtschef abzuliefern
allerdings
wäre es ungerecht und weit unter unseren Stand und unseren Möglichkeiten
wollten
wir dies alles für reell und wahr und unabänderlich nehmen
gerade
jetzt wo alles zum Wechseln ist
mehr
noch als Briefmarken, Geld, Hemden, Sitten und Gebräuche, Worte politischer Standpunkt
Verwaltungseinheit,
Weltgegend, Geschlecht, Religion, Moral und vor
allem
Dezember 1995,
Aus
dem Rumänischen von Gerhardt Csejka
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Stand: 2006-05-29 22:26:34 +0200